Konzepte für den Unterricht in Biologie und Chemie – Holberg

Über die Verlagsgründung

Von 1994 - 2000 arbeitete ich an einem renommierten Sprachengymnasium in Bulgarien.

Das Lowetscher Gymnasium ist Sprachdiplomzentrum und führt Schüler zum Erwerb des "Deutschen Sprachdiploms" der „KMK“ (Kultusministerkonferenz in Deutschland). Mit diesem Zertifikat qualifizieren sich die Absolventen dafür, ein Hochschulstudium in Deutschland ohne weitere Sprachprüfungen aufnehmen zu können.

Thomas Holberg

In meiner Zeit als Lehrer für die ZfA in Bulgarien engagierte
ich mich fachlich vor allem in drei Tätigkeitsfeldern:

Zu Punkt 1:
Unterrichtsstunden- und reihen zu entwerfen bedarf viel Zeit.

Es gilt:

Erfolge im Unterricht gelingen mit Hilfe von Unterrichtskonzepten. Heutzutage mangelt es Lehrern an Zeit, diese detailliert zu erstellen. Gründe dafür sind die Zunahme von außerunterrichtlichen Aufgaben und das Wegbrechen von Unterricht in Parallelklassen. So kommt es nicht selten vor, dass bis zu über 20 verschiedene Unterrichtsstunden pro Woche vorzubereiten sind. Hier helfen ausgearbeitete Konzepte.

Zu Punkt 2:
Spracharbeit ist ein bedeutender Schlüssel für Erfolge im Fachunterricht.
Nach Recherchen für Sachverhalte einer Stunde müssen Zusammenstellungen, Kürzungen und Gliederungen von Texteinheiten durchgeführt werden. Anschließend folgen Überlegungen, welche Sachinhalte und Fachbegriffe bedeutsam sind und welche Lernprozesse zu arrangieren sind.
Sachtexte für das Arbeiten im Unterricht sind so zu verfassen, dass sie bspw. für das Leseverstehen geeignet sind: Können sie Assoziationen und Interessen wecken, Gedankenspiele anregen, Erinnerungen hervorrufen, Hypothesen bilden lassen, Empfindungen erzeugen, Aha-Erlebnisse vermitteln oder Fragen aufkommen lassen...? Welche Bilder oder Grafiken eignen sich als Kombination zu den erstellten Texten? Das Gefühl des Verstanden-Habens stellt sich dann ein, wenn sich ein befriedigendes Sinnverständnis aufgebaut hat, wenn das Neue dem Alten passend zugeordnet ist und Sinnlücken geschlossen sind.
Laut PISA-Studie sollen Schüler anhand geeigneter Texte auch befähigt werden, sie funktional nutzen zu können, um eigene Ziele zu erreichen und eigene Potenziale weiterzuentwickeln... Für die jeweiligen Klassenstufen sind Umfang und Schwierigkeitsgrad der Texte zu bedenken und geeignete Aufgaben zu stellen. Und schließlich: Wie werden die erreichten Kompetenzen angewendet oder überprüft?
Am Sprachengymnasium Lowetsch hatten sich alle Fachlehrer zusammengeschlossen, um turnusmäßig in einem Projekt Materialien für die Spracharbeit zu entwickeln. Die Mitarbeit in diesem Projekt und die Leitung einiger Projektphasen waren für die von mir später entwickelten Unterrichtskonzepte sehr ertragreich.

Zu Punkt 3:
An allen Gymnasien, die ihre Schüler zum „Deutschen Sprachdiplom“ führen (DSD-Schulen), unterrichten jeweils ein oder zwei Lehrer aus Deutschland. Im Auftrag der ZfA (Zentralstelle für das Auslandsschulwesen) betreut ein Fachberater die Arbeit der deutschen Lehrer. Regelmäßig werden Fortbildungsseminare organisiert, bei denen sich die Lehrer aus allen Regionen des Landes treffen. Der Austausch von Erfahrungen aller Kollegen war sehr förderlich für die Erarbeitung anspruchsvoller Unterrichtsmaterialien und zeitgemäßer Unterrichtsmethoden. In den Seminaren konzipierten Teams vor allem solchen Unterricht, der Schüler mehr selbständig und eigenverantwortlich arbeiten lässt.

Seit August 2000 unterrichte ich an einer Hagener Schule. In den folgenden Jahren bescheinigten die Ergebnisse der PISA-Untersuchungen den deutschen Schülern schlechte Leistungen. Des Weiteren häuften sich Berichte in den Medien, die übermäßiges „Burnout“ bei Lehrern schilderten.

GEW 7–8 / 2004 Seite 7 ff:
„Von 800.000 Lehrerinnen und Lehrern scheiden jährlich etwa 5.000 – 6.000 vorzeitig aus dem Dienst aus, im Schnitt 10 Jahre zu früh. Nur etwa 6 % arbeiten bis zur Altersgrenze. Experten schätzen, dass hinter jeder zweiten Frühpensionierung eine psychiatrische oder psychosomatische Erkrankung steckt . . . . . . Dazu kommt eine schwer erfassbare Zahl regelmäßig oder dauerhaft krankgeschriebener Lehrer . . . . . . . . Die häufigste Diagnose lautet Burnout. Jeder dritte Pädagoge zeigt Symptome des systematischen Ausbrennens.“

Andreas Hillert, Psychotherapeut und Psychiater in der medizinisch- psychosomatischen Klinik Roseneck in Prien am Chiemsee:
„Fast alle (hier in Behandlung befindlichen Lehrer) geben an, massiv unter Handlungsunfähigkeit zu leiden. Auf der einen Seite haben sie den Anspruch, engagiert, kompetent, stets gerecht und um alle Schüler bemüht zu sein. Auf der anderen Seite erleben sie die Schulrealität als frustrierend, die Schüler als unmotiviert, die Kollegen als distanziert und das Arbeitsaufkommen als enorm. In dieser Situation werden sie krank…“

Angeprangert wird eine Fülle von Problemen im Bildungssystem:

1. Das Lehramtsstudium
Es lehrt überwiegend Fakten und bereitet die Lehramtsstudenten kaum auf den Einsatz in ihrem zukünftigen Beruf vor. Beispiel Ruhruniversität Bochum / Studienbüro:
„Da sie im Bachelor-Studium nahezu identisch mit denjenigen studieren, die keinen Lehramtsabschluss anstreben, lesen Sie auch „Das 2-Fächer-Bachelor- Studium“ mit Informationen zum Optionalbereich.“

2. Das Referendariat
Im Referendariat lernen angehende Lehrer Stunden zu entwerfen.
Für Prüfungsstunden müssen extrem viele Aspekte der Methodik und Didaktik berücksichtigt werden. Solche professionell erarbeiteten Stunden benötigen in der Regel einen Zeitaufwand von 5 – 10 Stunden.
Da nur wenige Unterrichtsstunden geprüft werden und Theorie in Seminaren überwiegt, treten die Absolventen ihren Schuldienst wenig vorbereitet an.
Die Referendarzeit wurde außerdem immer wieder in der Hinsicht missbraucht, indem Lehramtsanwärter Arbeit von Lehrern in Schulen übernehmen mussten.
Entweder sparten die Länder an der Einstellung von Lehrern oder es lag Lehrermangel vor. (Vgl. BASS 2006 / 07.)

3. Schuldienst
An deutschen Schulen bekommen Lehrer viel zu wenig Zeit für die Vorbereitung von Unterrichtsstunden nach professionellen Kriterien.

Ursachen, warum Zeit für die Vorbereitung von Unterricht fehlt:

Autorentätigkeit und Verlagsgründung

Die ersten von mir angefertigten Lehrerbände legte ich im Frühjahr 2004 zur Begutachtung dem Park Körner Verlag vor, der Unterrichtsmaterialien in digitaler Form anbietet. Die Verlagsleitung war von meinen Konzepten überzeugt und engagierte mich offiziell als Autor. Beim Verfassen weiterer Lehrerbände arbeitete ich mit dem Lektorat zusammen und eignete mir Techniken zur Gestaltung von Lehrwerken an.

Ein Teil der Lehrerschaft interessiert sich für Unterlagen in gedruckter Form. Im Sommer 2007 gründete ich meinen eigenen Verlag, um CD-ROMs sowie Ringbücher anbieten zu können und um neue Ziele mit weiteren Partnern zu verfolgen. Da die Anwendbarkeit von ausgearbeiteten Unterrichtsentwürfen in Textform nur begrenzt vorstellbar ist, widme ich mich seit einiger Zeit auch der Veranschaulichung von Unterrichtssequenzen durch Erstellung von Fotoserien und Videos.

Zum Schluss möchte ich folgendes anmerken:
Eines meiner wesentlichen Ziele für das Konzipieren von Unterrichtseinheiten bestand und besteht darin, dass Schüler nicht nur im möglichst hohen Maß erfolgreich lernen (sich verschiedenste Fähigkeiten und Fertigkeiten aneignen), sondern dass für möglichst alle (was bei durchschnittlich 30 Schülern pro Klasse schwierig scheint) die bedeutsamsten Bedürfnisse befriedigt werden: Schüler sind neugierig auf Entdeckungen, sie lieben es zu diskutieren, sie haben den Drang etwas zu bearbeiten, sie wollen Spannung erfahren, sie messen sich gerne in Wettbewerben, sie orientieren sich an Wertungen, sie streben nach Selbstverwirklichung, sie wollen sich darstellen, sie benötigen Anerkennung, sie verabscheuen Angst zu haben, sie brauchen das Gefühl von Zugehörigkeit, sie leben durch Abwechslung auf, sie sind süchtig nach Aha-Erlebnissen, sie brauchen Raum für kreatives Denken, sie verlangen Transparenz beim Lernstoff, sie wollen etwas lernen, das sie tangiert, sie sehnen sich danach, produktiv zu sein, sie … Unterricht sollte immer wieder begeistern können. Im Ratgeber für Erfolg von Schönherr steht unter anderem: „Wer begeistert ist, bekommt das Verlangen zu handeln. Begeisterung erweckt Zuversicht und beflügelt Ziele erreichen zu wollen.“